Sollte das Reiten verboten werden….
Nach den Ereignissen in Tokio dieses Jahr, werden die Stimmen der Reitsportgegner wieder laut.
Reiten ist Tierquälerei und sollte verboten werden!
Ist das so?
In meinem Blog möchte ich einmal meine Gedanken diesbezüglich mit euch teilen:
Der Wallach „Jet Set“, auf dem der Schweizer Robin Godel im Vielseitigkeitsreiten angetreten war, musste nach einer Wettkampf-Verletzung eingeschläfert werden.
Das Pferd hatte sich an einem Wasserhindernis kurz vor dem Ende des Parcours am Bein verletzt und wurde in eine Tierklinik gebracht. Dort wurde bei einer Ultraschalluntersuchung ein irreparabler Bänderriss direkt über dem Huf festgestellt.
Der Tod des Pferdes ist furchtbar und lässt MAL WIEDER die Frage aufkommen ob der Mensch das Recht dazu hat, ein Tier um die halbe Welt zu fliegen um es für den Sport zu „benutzen“… Wo hört die Tierliebe auf und wo beginnt der Missbrauch?
Eine Frage die sich (im Bezug auf das Lebewesen Pferd) vor 100 Jahren niemand gestellt hat.
Pferde haben uns dorthin gebracht, wo wir heute sind. Haben uns geholfen Kriege zu gewinnen, Häuser zu bauen, unsere Nahrung zu erwirtschaften und haben uns die Möglichkeit gegeben die ganze Welt zu erobern. Ohne das Pferd wären wir heute nicht da wo wir sind.
Der Nutzen des Pferdes hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr verschoben.
Heute müssen Pferde keine Kutschen mehr ziehen oder uns tragen damit wir unser Ziel erreichen, sie sind Luxusgüter und Sportpartner (oder Sportgeräte ?) geworden.
Das Pferd ist für viele Menschen ein Sportgerät, aber für genauso viele Menschen ist es ein Familienmitglied, ein Freund… ohne den viele nicht leben wollen.
Das Leid der Tiere ist nicht nur oft im „Sport“ groß, sondern auch im Freizeitbereich.
In Deutschland leben knapp 1 Millionen Pferde. Nur 10 bis 15 % davon werden für den Profisport genutzt.
Um die 85% sind also sogenannte „Freizeitreiter“ die mit der Leistung des Pferdes also kein Geld verdienen müssen.
In Deutschland darf sich jeder der möchte ein Pferd kaufen und genau da ist für mich mit das größte Problem!
Viele Pferdebesitzer haben weder das Wissen noch das Geschick ihr Pferd artgerecht zu halten oder zu arbeiten.
Pferde werden gnadenlos überfüttert, sterben an Verletzungen die schädliches Reiten verursacht haben.
Nicht der Sport an sich ist das Problem, sondern die vielen unwissenden Menschen die ihr Pferd hinter geschlossenen Türen zu Tode lieben.
Nur weil die Pferde nicht in der Öffentlichkeit gequält werden ist es nicht weniger schlimm!
Wo fängt man also an? Den „Reitsport“ verbieten oder gar das „Reiten“ an sich?
Vielleicht sogar die gesamte Pferdehaltung?
Spielen wir die Situation doch mal durch:
Deutschland erlässt ein neues Gesetz mit dem Titel:
Das Reiten und Fahren eines Pferdes ist ab sofort verboten und wird strafrechtliche verfolgt.
Und nun?
Was passiert mit der 1 Millionen Pferden in Deutschland?
Einige davon werden wohl von ihren Besitzern behalten und einfach „lieb gehabt“, leben ein glückliches (???) Leben auf der Weide.
Wir haben in Deutschland nur leider nicht die Fläche ein Pferd frei und „glücklich“ leben zu lassen,
Pferde die jetzt in einer Haltungsform stehen, in der Bewegung zum täglichen Auslauf gehört verbringen ihre Zeit nur noch hinter Gittern und kommen (mit Glück) 2 Stunden länger auf die Weide also sonst…
Wenn es die Weidefläche her gibt. Demnach wird es für viele Menschen der einzige Ausweg sein, das Tier töten zu lassen.
Viele (wenn nicht sogar sehr viele) Pferde, werden schlichtweg beim Schlachter landen oder werden eingeschläfert werden.
Das Züchten der Pferde ist nicht mehr rentabel und wird vieler Orts eingestellt.
Wieder eine Rasse die kurz vor dem Aussterben steht.
Das Deutsche Sportpferd oder doch der Haflinger?
Wir haben in Deutschland nicht die Fläche ein Pferd frei und „glücklich“ leben zu lassen.
Die Menschen die das Reiten verbieten lassen wollen, machen die sich darüber Gedanken?
Oder ist man einfach so engstirnig und denkt das mit so einem Gesetz alle Pferde in Deutschland glücklicher sind?
Kommen wir doch mal zum wichtigsten Punkt:
Ist das reiten an sich wirklich Tierquälerei?
Die heutigen Pferde sind Tiere die über Jahrhunderte (!!!) auf ihren Zweck gezüchtet wurden!
Wenn ich nun ein Deutsches Sportpferd, ein Quarter Horse, einen Schwarzwälder Fuchs auf die Weide stelle, was passiert sowohl mit dem Körper als auch mit der Seele des Tieres?
Es gibt Pferderassen, den liegt es in den Genen zu arbeiten! Sie WOLLEN gefallen, WOLLEN mit uns Menschen arbeiten und sind erst glücklich wenn der Job getan ist.
Ob es jetzt die Dressuraufgabe, das hüten einer Kuhherde oder das Kutsche ziehen ist.
Diese Pferde sind von UNS dazu gemacht worden arbeiten zu wollen und zu MÜSSEN damit ihr Körper gesund und ihre Seele glücklich bleibt.
Wie kommen wir nun raus aus dem Schlamassel?
Wir haben Pferde die wir nicht mehr reiten dürfen, die aber dringend nach Aufmerksamkeit und körperlicher Arbeit verlangen.
Wenn ich als Mensch mein geliebtes Pferd nun trotzdem behalten möchte, bleibt mir nur eins: Vom Boden mit dem Pferd zu arbeiten.
Viel Reiter und auch viele Pferde werden damit nicht glücklich sein und somit kommt es zu dem oben genannten Szenario, das unsere Pferderassen nach und nach aussterben werden.
Wenn das der Sinn dieser Forderung ist, dann sollten sich die so gennannten Tierschutzorganisationen überlegen ob sie nicht Meilen Weit am Ziel vorbeigeschossen sin!
Was ist nun die Alternative?
Sehr schwierig... Eine Lobby die Millionen schwer ist (nicht nur im Sport sondern VOR ALLEM !!! im Freizeitreiter Bereich ) muss lernen umzudenken. Gesetze zu machen die die Tiere schützen!
Ich hebe da viele Ideen im Kopf zB.:
- Haltungsformen verschärfen, reine Boxen Haltung KOMPLETT verbieten und dies auch kontrollieren!
- Den Pferdeführerschein einführen und diesen auch auf ein Niveau bringen, das Pferd und Mensch hilft sich gegenseitig zu verstehen!
- Qualhilfsmittel wie zB. Schlaufszügel und enge Sperriemen VERBIETEN und auch DAS kontrollierten !
- Vorbildungen zur Pflicht machen, nicht nur für Trainer sondern für JEDEN Pferdehalter!
Ich könnte hier noch Stunden weiter schreiben…
Gerne schreibt mir eure Gedanken dazu in die Kommentare.
Bitte teilt diesen Beitrag um nicht nur Pferdebesitzer sondern auch Gegner des Reitsportes wach zu rütteln und endlich etwas zu tun als ständig unrealistischen Vorstellungen zu folgen!
Vielen Dank!
Eure Jenny
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Selina (Dienstag, 03 August 2021 15:12)
Heyy Jenny
Das hast du so toll geschrieben! Ich stimme dir voll und ganz zu! Das Reiten ganz zu verbieten, wäre auf keinen Fall die Lösung.
Johanna (Dienstag, 03 August 2021 15:44)
Wow so ein toller Beitrag Jenny! Ich bin eine absolute Verfechterin des pferdeführerscheins. Man könnte diesen ja auch in verschiedene Klassen aufteilen, wie eben den fahrzeugführerschein und für Turnierreiter Tests vor jeder saison einführen und Pflichtstunden für das aufsteigen in einer Klasse. 5 jährige Tests und Fortbildungen fände ich für freizeitreiter ohne tunierambitionen realistisch. Eine eigene Abteilung dafür beim Veterinäramt würde viele Arbeitsplätze schaffen, die vor allem für pferdefreunde ein wahrer Traumberuf wären. Das Verständnis für diese unglaublichen Tiere muss wirklich absolut gesteigert werden! Dabei sollte es natürlich überhaupt nicht auf die reiterlichen Künste ankommen, sondern vor allem auf das Verständnis zur Verdauung, Körper und Seele des Pferdes. Ich sehe das wirklich als die Lösung, zusammen mit scharfen Kontrollen des Veterinäramtes. Danke für diesen tollen Blogeintrag.
Emma (Dienstag, 03 August 2021 15:47)
Einerseits ist meine Meinung, dass das Reiten weiterhin erlaubt sein soll, aber ohne die scharfen Hilfsmittel wie zum Beispiel Kandaren mit Zungenfreiheit oder sowas ähnliches, aber andererseits wenn das Reiten nicht mehr erlaubt ist kann man auch viel tolle Sachen vom Boden aus machen zum Beispiel Trekkingtouren wo sich Mensch und Pferd gegenseitig durch die Natur begleiten.
bina (Dienstag, 03 August 2021 16:18)
Das das Reiten verboten wird, wird niemals geschehen. Dafür wird zu viel Geld damit verdient. Zudem sind es nicht nur die Pferde denen es nicht gut bekommt wenn sie keine Aufgabe mehr haben, sondern auch die vielen Menschen die mit den Tieren zu tun haben. Aber undiskutabel, da es sowieso nie eintreffen wird.
Viel interessanter ist die Frage bis wohin der Mensch gehen darf, wann Tierleid
anfängt und was der Gesetzgeber dazu beitragen kann, damit es den Tieren wirklich gut geht. Und das fängt beim Kauf eines Pferdes an. Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, bevor ich mir ein Pferd kaufe? Wer kontrolliert das? Nur leider fragen ja auch die wenigsten Vorbesitzer nach wo das Pferd nun hinkommt, wie es gehalten wird und was man mit dem Tier vor hat. Ob man überhaupt Ahnung Von der Haltung und allem anderen hat. Berichtet man dies von sich aus, entsteht das Gefühl, daß diese sich gar nicht dafür interessieren. Hauptsache man zahlt den gewünschten Preis.
Sehr traurig. Leider steht das Tierwohl nur selten an erster Stelle. Und nach dem Gesetz ist das Tier ja auch nur eine Sache und es wird als Sachschaden bewertet wenn etwas passiert.
Anke Göpfert (Dienstag, 03 August 2021 22:42)
Das hast du toll geschrieben. Ich bin ganz deiner Meinung. Das reiten zu verdienten bringt den Pferden gar nicht. Aus dem was du geschrieben hast das kann ja nicht seine.
Siglinde (Dienstag, 03 August 2021 23:08)
Hallo Jenny, ich schließe mich den vorherigen Kommentaren an, natürlich hast du recht, es gibt immer mehr als eine Seite zu bedenken. Unsere eigenen Pferde leben im Offenstall bei einem privaten Züchter, dessen Pferde sind nur nachts in großen Boxen, tags immer draußen. Allerdings lebt mein RB Pferd im Winterhalbjahr in der Box und für ein paar Stunden auf dem Paddock, mit ca. 10 Kumpels. Ist für mich schon grenzwertig, weil sehr ungewohnt, ich hatte vorher nur mit Offenstallhaltung zu tun. Jeder sollte versuchen für sein Pferd das Beste zuerreichen, nachdem Motto : behandle andere wie auch du behandelt werden möchtest, soweit das möglich ist. Vielen Dank.
Mike (Mittwoch, 04 August 2021 09:48)
Hallo,
Pferde sind neben Hunden die Tiere die mich am meisten faszinieren, schon immer.
Die Geschichte der Tiere ist uralt und wird bis heute ständig neu erfunden. Ich glaube kein Pferd dieser Welt hat sich ausgesucht, als Beförderungsmittel mißbraucht zu werden, aber pauschalisieren darf man das letztendlich nicht. Der Grund dafür liegt bei uns, echte Tierliebhaber haben in der Regel Riesen Herzen, sind generell am Wohl ihrer Vierbeiner interessiert und meist dementsprechend gut wissend, was gut ist und was nicht. Sie wollen nur das Beste für ihren Liebling und auch wenn nicht immer alles optimal läuft, glaube ich sind die Fehler die hierbei gemacht werden nicht maßgeblich, ausserdem sind Tierliebe Menschen immer bereit zu lernen, sich Fehler einzugestehen und zu vermeiden. Schwieriger wird's im kommerziellen Bereich, wo ein Pferd einen finanziellen Wert dastellt, oder Höchstleistungen erwartet werden. Immer wenn es bei uns Menschen um viel Geld geht passiert Mist, aber auch hier darf man nicht pauschalisieren. Es gibt viele Ställe die hervorragende Leistung um ihre Tiere leisten, mit dem Wohl der Tiere im Blick. Aber eben längst nicht alle und dann was mich am meisten nervt, die die mit ihren Kilos jedes Maß überschreiten und so sich nicht eingestehen können, auf dem Rücken des Pferdes nichts zu suchen haben, oder es eben an Selbstdisziplin fehlt, um die zuvielen Kilos los zu werden. Ich selbst hatte in den 90igern eine Vollblutstute, wog damals gut 120kg und habe sie nie geritten. Das hätte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren können und so ist sie viel am Boden gearbeitet worden, dazu tägliche Stundenlange Spaziergänge, bei jedem Wetter, danach immer in ihre Herde und ich, für mich, hab nie was vermisst. Die Zeit damals hat mich maßgeblich verändert und ich denke noch heute gern daran zurück. Unser Verhältnis zueinander war Top, daher denke ich daß es auch in ihrem Sinn war�.
Bei Hunden(ü 40 Schulter)) ist schon lange der Sachkundenachweis Voraussetzung und das ist sicher nicht zuviel verlangt, zumal es bei der Prüfung fast ausschließlich Logikfragen sind. Für Pferde sollte das auch möglich sein, als vllt erste Maßnahme. Generell müsste das sehr vorsichtig forciert werden, weil die Auswirkungen das Wohl der Tiere gefährden könnten, aber sinnvoll wäre es schon. Wenigstens gehört zu haben, was richtig und was falsch ist, macht schon mal Sinn. Was der jeweilige dann daraus macht, würde sich zeigen, aber ich glaube es könnte ein Umdenken stattfinden, wovon die Pferde profitieren würden.
Die Antwort um das Wohl der Tiere liegt bei uns, wir haben sie gewollt, wir müssen es verantworten. Mit der Einstellung ist schon viel erreicht denke ich
Gruß Mike
Dennis (Sonntag, 08 August 2021 12:55)
Dasselbe sagen Fleischesser über die.haltung von Schweinen und co. Wohin damit? Sie wurden dafür gezüchtet gegessen zu werden. Bla bla. Wer so argumentiert, verfolgt eine Agenden und die hat mit Empathie nichts zu tun.
Den Status quo als Rechtfertigung für sich selbst heranzuziehen verhindert jede Verbesserung für die Tiere. Und um die geht es. Nicht um die Hobbys der Menschen, die einfach nicht darauf verzichten wollen.
Kim (Montag, 09 August 2021 18:33)
Spätestens nach den Vorfällen bei Olympia muss die Öffentlichkeit endlich aufwachen! Die Bilder, die mir leider nicht neu waren, haben mich erschüttert und ich bekomme sie kaum noch aus dem Kopf...
Andrea (Freitag, 14 Januar 2022 19:12)
Ich bin 100% dafür, dass Pferdehaltung kontrolliert wird. Überall gibt es Freizeitreiter, die sich wenig bis gar nicht um das Lebewesen kümmern. Nicht artgerechte Haltung, Zäumung, Sättel, Hufe usw., weil Mensch sich nicht auseinander setzt und Pferd ein "Ding" ist. Es bricht mir das Herz.
Pferde sind Lebewesen mit dem gleichen Recht an Achtung, Wahrnehmung und Respekt, wie jeder Mensch auch.
Jo (Samstag, 26 März 2022 04:09)
Mir kommen die Tränen!
Sooo vieel Empathie mit Pferden! Grandios! LOL
Also: Pferdehaltung verbieten und das Pferd wieder in seine natürliche Umgebung zurücklassen: Als Beutetier für Bären, Wölfe und hin und wieder sibirische Tiger.
Damit würden menschliche Kapazitäten frei, die sich zwar über Pferde einen Kopp machen, aber bisher notorisch weggesehen haben, als in den vergangenen 8 Jahren im Donbass 13.000 Russen von der eigenen "ukrainischen" Regierung massakriert wurden.
Nur in einem einzigen Punkte stimme ich eurem Geschwafel zu: er Mensch versümdiogt sic hseit Jahrtausenden an JEGLICHER Kreatur - auch an sich selbst.
Sodom und Gomorrha lassen grüßen! Das wird wohl nichts mehr Gescheites werden ...
"Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn."
(Schiller)
i. m. jener wohlmeinenden Einfaltspinsel, die vor Jahren in allerbester Absicht, aber ohne Sachverstand, in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Schlag zigtausende Nerze aus einer Peltzierfarm "befreiten" -mit katastrophalen Folgen für die Vogelwelt ...
"Das Schlimmse ist die Anmaßung ..."